Vortrag (5.2.2024): Anthropozän

Liebe Freundinnen und Freunde der Geologie,

wir möchten Euch zu unserem nächsten Zirkelabend am Montag, 5.2.2024, 19:00 Uhr in den Saal des TG-Heims (Adenauerallee 11, Biberach, ohne Bewirtung) recht herzlich einladen.

Unser Geo-Freund und Zirkelleiter Dr. Elmar Schöllhorn spricht über das Thema

Anthropozän

Der Mensch tritt als geologische Kraft (geologic human force) in der Neuzeit auf. Es ist eigentlich eine klimatisch sehr stabile Zeit in der Erdgeschichte. Wir leben aktuell noch im Holozän, doch das soll sich ändern. Im Sommer 2023 fand sich in den Nachrichten Meldungen über Stratigraphie, was eher selten vorkommt. Es war zu lesen, dass von den Stratigraphen ein neues Erdzeitalter, das das Holozän ablösen soll, eingeführt wird. Es soll Anthropozän heißen und die Typlokalität liegt in den Sedimenten des Crawford Sees in der Nähe der Niagarafälle in Kanada. Der Beginn des Anthropozäns wird an den Beginn der 1950er Jahre gelegt. Erdgeschichtlich gesehen ist das ein Wimpernschlag, ist es tatsächlich notwendig ein neues Erdzeitalter einzuführen? Darüber diskutieren Geologen und übrigens auch Geisteswissenschaftler schon länger. Wir verändern unsere Umwelt immer schneller, da wir massiv in die Kreisläufe unseres Planeten eingreifen.

Ein Blick in die Zeitungen macht uns darauf aufmerksam, wie aktuell das Thema ist, zum Beispiel in dem  Artikel in Zeit-Wissen vom 28. Dezember 2023 mit dem Titel: „Der große Knoten“. Es wird aufgezeigt, wie die gesellschaftlichen Themen Krieg und Umweltschutz miteinander verknüpft sind.

Die Diskussion um den Einfluss des Menschen auf die Natur beginnt aber schon viel früher. Eine Notiz vom Beginn des 18. Jahrhunderts aus den Tagebüchern von Alexander von Humboldt, die er während seiner Südamerika Reise schrieb, weist auf Folgendes hin: Er bemerkt am Valencia See, aktuell eines der am meisten verunreinigten Binnengewässer der Erde, in der Nähe der Stadt Valencia in Venezuela, welche gravierenden Veränderungen der Mensch durch sein Handeln verursacht. Die Siedler hatten die Wälder in der Umgebung abgeholzt und der Regen konnte nun nicht mehr von den Wurzeln, Gräsern und Moosen im Waldboden gespeichert werden. Das abfließende Wasser erodierte die Bergflanken und der Humus, der eine reiche Ernte garantierte, wurde weggeschwemmt.

Die Siedler fragten Alexander von Humboldt, warum der See immer mehr verlandet und die Zuflüsse versiegen. Er versuchte den Siedlern die Zusammenhänge zu erklären, die er durchaus richtig erkannte: Einen Hauptgrund sah er in der unkontrollierten Entnahme von Holz aus den den See umgebenden Wäldern. Der Wasserzufluss zum See änderte sich und ließ die Inseln im See wachsen und den Uferstreifen breiter werden. Die Siedler nutzten diesen Boden, um Bananen anzubauen, das Holz benötigten sie zum Bau der Häuser. Wie sie sich mit diesem Handeln, sprichwörtlich, das Wasser abgruben, sahen sie nicht.

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Bild: Bohrkern von Sedimenten des Crawford Lake mit dem Beginn des Anthropozäns (© Lafond et al. Geosciences 2023, heruntergeladen via ResearchGate).